jizzo
37 Jahre
männlich |
von jizzo am 13.09.2007 um 22:10 Uhr:
ohn: Du, Papa, Warum mußten wir den Irak angreifen?
Vater: Weil sie Massenvernichtungswaffen hatten.
Sohn: Aber die Inspektoren haben keine Massenvernichtungswaffen gefunden.
Vater: Weil die Iraker sie versteckt haben.
Sohn: Und deshalb haben wir den Irak erobert?
Vater: Ja. Eroberungen funktionieren immer besser als Inspektionen.
Sohn: Aber nachdem wir ihn erobert hatten, haben wir immer noch keine Massenvernichtungswaffen gefunden, oder?
Vater: Weil die Waffen so gut versteckt sind. Mach Dir keine Sorgen, wir werden etwas finden, vermutlich kurz vor den Wahlen in 2004.
Sohn: Warum wollte der Irak die ganzen Massenvernichtungswaffen haben?
Vater: Um sie im Krieg zu benutzen, Dummerchen.
Sohn: Ich bin verwirrt. Wenn sie all diese Waffen hatten, die sie im Krieg benutzen wollten, warum haben sie die Waffen nicht benutzt, als wir mit
ihnen Krieg hatten?
Vater: Nun, offensichtlich wollten sie nicht, daß irgendjemand weiß, daß sie
diese Waffen haben und so entschlossen sie sich, lieber zu tausenden zu
sterben als sich zu verteidigen.
Sohn: Das macht keinen Sinn. Warum sollten sie sich entschließen zu sterben, wenn sie doch all diese großen Waffen hatten, mit denen sie sich hätten wehren können?
Vater: Es ist eine andere Kultur. Es muß keinen Sinn machen.
Sohn: Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich glaube nicht, daß sie
irgendwelche von den Waffen hatten, von denen unsere Regierung sagte, daß
sie sie hatten.
Vater: Naja, weißt Du, es ist nicht wichtig, ob sie die Waffen hatten. Wir
hatten einen anderen guten Grund, sie anzugreifen.
Sohn: Und was war das?
Vater: Selbst wenn der Irak keine Massenvernichtungswaffen hatte, war Saddam Hussein ein böser Diktator, was auch ein guter Grund ist, ein anderes Land anzugreifen.
Sohn: Warum? Was tut ein böser Diktator, daß es richtig ist, sein Land anzugreifen?
Vater: Naja, unter anderem hat er sein eigenes Volk gefoltert.
Sohn: So wie sie es in China machen?
Vater: Vergleich China nicht mit dem Irak. China ist ein guter wirtschaftlicher Konkurrent, wo Millionen von Leuten zu Sklavenlöhnen in Sweatshops arbeiten, um US-Firmen reicher zu machen.
Sohn: Wenn also ein Land seine Leute zum Gewinn amerikanischer Firmen ausbeutet, ist es ein gutes Land, auch wenn es sein Volk foltert?
Vater: Richtig.
Sohn: Warum wurden die Leute im Irak gefoltert?
Vater: Größtenteils für politische Verbrechen, wie die Regierung zu kritisieren. Leute, die im Irak die Regierung kritisiert haben, wurden ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.
Sohn: Ist das nicht genau das, was in China passiert?
Vater: Ich habs Dir doch gesagt, China ist etwas anderes.
Sohn: Was ist der Unterschied zwischen China und dem Irak?
Vater: Naja, unter anderem wurde der Irak von der Baath-Partei beherrscht,
wogegen China kommunistisch ist.
Sohn: Hast Du mir nicht mal gesagt, daß Kommunisten böse sind?
Vater: Nein, nur kubanische Kommunisten sind böse.
Sohn: Wie sind die kubanischen Kommunisten böse?
Vater: Naja, unter anderem werden Leute, die die kubanische Regierung kritisieren, ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.
Sohn: Wie im Irak?
Vater: Genau.
Sohn: Und wie auch in China?
Vater: Wie ich schon sagte: China ist ein guter wirtschaftlicher Konkurrent, Kuba andererseits ist das nicht.
Sohn: Wie kommt es, daß Kuba kein guter wirtschaftlicher Konkurrent ist?
Vater: Naja, weißt Du, damals in den 60ern erließ unsere Regierung einige Gesetze, die es für Amerikaner illegal machten, mit Kuba Handel zu treiben oder Geschäfte zu machen bis sie keine Kommunisten mehr sind und Kapitalisten wie wir sind.
Sohn: Aber wenn wir diese Gesetze loswerden würden, Handel mit Kuba treiben würden und Geschäfte mit ihnen machen würden, würde das den Kubanern nicht helfen, Kapitalisten zu werden?
Vater: Sei kein Besserwisser.
Sohn: Ich dachte nicht, daß ich einer bin.
Vater: Naja, egal, sie haben auch keine Religionsfreiheit auf Kuba.
Sohn: So wie in China mit der Falun-Gong-Bewegung?
Vater: Ich hab Dir schon mal gesagt: hör auf, schlecht über China zu reden. Auf jeden Fall ist Saddam Hussein durch einen Militärputsch an die Macht gekommen, er ist also sowieso gar kein rechtmäßiger Führer.
Sohn: Was ist ein Militärputsch?
Vater: Das ist, wenn ein Militärgeneral die Regierungsgewalt eines Landes mit Gewalt übernimmt, statt mit Wahlen, wie wir es in den USA machen. Sohn: Ist nicht der Führer von Pakistan durch einen Militärputsch an die Macht gekommen?
Vater: Du meinst General Pervez Musharraf? Äh, ja, ist er, aber Pakistan ist unser Freund.
Sohn Warum ist Pakistan unser Freund wenn sein Führer nicht rechtmäßig ist?
Vater: Ich habe nie gesagt, daß Pervez Musharraf nicht rechtmäßig ist.
Sohn: Hast Du nicht gesagt, daß ein Militärgeneral, der an die Macht kommt, indem er die rechtmäßige Regierung eines Landes mit Gewalt umstößt, ein nicht rechtmäßiger Führer ist?
Vater: Nur Saddam Hussein. Pervez Musharraf ist unser Freund, weil er uns geholfen hat, Afghanistan anzugreifen.
Sohn: Warum haben wir Afghanistan angegriffen?
Vater: Wegen dem, was sie uns am 11. September angetan haben.
Sohn: Was hat Afghanistan uns am 11. September angetan?
Vater: Nun, am 11. September haben 19 Männer - fünfzehn von ihnen aus Saudi-Arabien - vier unserer Flugzeuge entführt uns sie in Gebäude in New York und Washington geflogen und dabei 4.000 Menschen getötet.
Sohn: Und was hat Afghanistan dabei gemacht?
Vater: In Afghanistan wurden diese bösen Menschen trainiert, unter der
unterdrückenden Macht der Taliban.
Sohn: Sind die Taliban nicht diese bösen radikalen Islamisten, die Menschen Hände und Köpfe abgehackt haben?
Vater: Ja, genau die. Nicht nur, daß sie Menschen Hände und Köpfe abgehackt haben, sie haben auch Frauen unterdrückt.
Sohn: Hat die Bush-Regierung den Taliban im Mai 2001 nicht 43 Millionen US-Dollar gegeben?
Vater: Ja, aber das war eine Belohnung, weil sie so erfolgreich gegen die Drogen vorgegangen waren.
Sohn: Gegen die Drogen vorgegangen?
Vater: Ja, die Taliban waren sehr hilfreich, die Opiumproduktion zu stoppen.
Sohn: Wie haben sie das so gut hinbekommen?
Vater: Ganz einfach. Wenn Leute dabei erwischt wurden, Opium anzubauen, haben die Taliban ihnen ihre Hände und ihren Kopf abgehackt.
Sohn: Wenn sie Taliban Menschen die Hände und den Kopf abgehackt haben, weil sie Pflanzen angebaut haben war das also in Ordnung, aber nicht, wenn sie den Leuten aus anderen Gründen die Hände und den Kopf abgehackt haben?
Vater: Genau. Es ist für uns in Ordnung, wenn radikale islamistische Fundamentalisten Leuten die Hände abhacken weil sie Pflanzen angebaut haben, aber es ist böse, wenn sie den Leuten die Hände abhacken, weil sie Brot gestohlen haben.
Sohn: Hacken sie den Leuten in Saudi-Arabien nicht auch die Hände und die Köpfe ab?
Vater: Das ist was anderes. Afghanistan wurde von einem tyrannischen
Patriarchat regiert, das Frauen unterdrückt hat und sie gezwungen hat, in der Öffentlichkeit Burkas zu tragen, mit Steinigung als Strafe für die Frauen, falls sie nicht gehorchten.
Sohn: Müssen saudische Frauen in der Öffentlichkeit nicht auch Burkas tragen?
Vater: Nein, saudische Frauen tragen nur eine tradionelle islamische Körperbedeckung.
Sohn: Was ist der Unterschied?
Vater: Die traditionelle islamische Körperbedeckung, wie sie von saudischen Frauen getragen wird, ist ein züchtiges und doch elegantes Kleidungsstück, das den ganzen weiblichen Körper außer den Augen und den Fingern bedeckt. Die Burka, auf der anderen Seite, ist ein böses Werkzeug der patriarchalen Unterdrückung, das den ganzen weiblichen Körper außer den Augen und den Fingern bedeckt.
Sohn: Das hört sich wie die gleiche Sache mit verschiedenen Namen an.
Vater: Naja, Du kannst Saudi-Arabien nicht mit Afghanistan vergleichen. Die Saudis sind unsere Freunde.
Sohn: Aber, ich dachte, 15 der 19 Flugzeugentführer vom 11. September kamen aus Saudi-Arabien.
Vater: Ja, aber sie haben in Afghanistan trainiert.
Sohn: Wer hat sie trainiert?
Vater: Ein sehr böser Mann mit dem Namen Osama bin Laden.
Sohn: War er aus Afghanistan?
Vater: Äh, nein, er kommt auch aus Saudi-Arabien. Aber er ist ein böser, ein sehr böser Mann.
Sohn: Ich glaube, ich erinnere mich, daß er mal unser Freund war.
Vater: Nur als wir ihm und seinen Mudschaheddin in den 80ern geholfen haben, die sowjetische Invasion in Afghanistan zurückzuschlagen.
Sohn: Wer waren die Sowjets? War das das böse kommunistische Imperium, von dem Ronald Reagan gesprochen hat?
Vater: Es gibt keine Sowjets mehr. Die Sowjetunion hat sich 1990 oder so aufgelöst und jetzt haben sie Wahlen und Kapitalismus wie wir. Wir nennen sie jetzt Russen. Sohn: Die Sowjets - ich meine die Russen - sind jetzt also unsere Freunde?
Vater: Naja, nicht wirklich. Weißt Du, sie waren viele Jahre unsere Freunde, nachdem sie aufgehört hatten, Sowjets zu sein, aber dann entschieden sie sich, unseren Angriff auf den Irak nicht zu unterstützen und jetzt sind wir wütend auf sie. Wir sind auch wütend auf die Franzosen und die Deutschen, weil sie uns auch nicht geholfen haben.
Sohn: Die Franzosen und die Deutschen sind also auch böse?
Vater: Nicht wirklich böse, aber schlecht genug, daß wir "French fries" und "French Toast" in "Freedom Fries" und "Freedom Toast" umbenennen mußten.
Sohn: Benennen wir immer Lebensmittel um, wenn ein Land nicht tut, was wir von ihm wollen?
Vater: Nein, das machen wir nur bei unseren Freunden. Unsere Feinde greifen wir an.
Sohn: Aber war der Irak nicht in den 80ern unser Freund?
Vater: Naja, schon, eine Zeit lang.
Sohn: War Saddam Hussein damals schon Führer des Iraks?
Vater: Ja, aber zu der Zeit hat er gegen den Iran gekämpft, was ihn zeitweise zu unserem Freund gemacht hat.
Sohn: Wieso hat ihn das zu unserem Freund gemacht?
Vater: Weil zu der Zeit der Iran unser Feind war.
Sohn: Hat er zu der Zeit nicht die Kurden vergast?
Vater: Ja, aber da er zu der Zeit gegen den Iran gekämpft hat, haben wir
weggeschaut, um ihm zu zeigen, daß wir sein Freund sind.
Sohn: Also wird jeder, der gegen unsere Feinde kämpft, automatisch unser Freund?
Vater: Größtenteils, ja.
Sohn: Und jeder, der gegen unsere Freunde kämpft, wird automatisch unser Feind?
Vater: Manchmal stimmt das auch. Wenn amerikanische Firmen aber daran verdienen können, beide Seiten mit Waffen zu beliefern, umso besser.
Sohn: Warum?
Vater: Weil Krieg gut für die Wirtschaft ist, was bedeutet, daß Krieg gut für Amerika ist. Und da Gott auf der Seite Amerikas ist, ist jeder Kriegsgegner ein unamerikanischer Kommunist. Verstehst Du jetzt, warum wir den Irak angegriffen haben?
Sohn: Ich glaube, wir haben sie angegriffen, weil Gott wollte, das wir es tun, richtig?
Vater: Ja.
Sohn: Aber woher wußten wir, daß Gott will, daß wir den Irak angreifen?
Vater: Nun, weißt Du, Gott spricht direkt zu George W. Bush und sagt ihm, was er tun soll.
Sohn: Im Endeffekt sagst Du also, daß wir den Irak angegriffen haben, weil George W. Bush Stimmen hört?
Vater: Ja! Endlich hast Du verstanden, wie die Welt funktioniert. Jetzt
mach Deine Augen zu, machs Dir bequem und schlaf. Gute Nacht.
Sohn: Gute Nacht, Papa.
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